"Mein Schreibtisch, der durch meine sonst so ordentliche Art immer sehr aufgeräumt war, gleicht einem Kriegsschauplatz. Neben Essenresten, verklebten Tellern und irgendwelchen ungeöffneten Briefen (Rechnungen, Mahnungen, irgendwelche Post von Verwandten) liegen 1000 kleine Zettel herum, auf die ich irgendwelche wichtigen Informationen fürs Spiel notiert hab. Das einzige was noch ordentlich ist, sind die ganzen Essens-Bestell-Zettel, die ich mittlerweile gut geordnet am Rand mit passenden Geldbeträgengen liegen hab, damit ich nicht immer durchs ganze Haus rennen und suchen muss.", so beschreibt "Andy"* seine Situation, nach zweijährigem Spiel von "World of Warcraft"
Die virtuelle Welt der Krieger, "World of Warcraft gold kaufen" und anderen Pixelfiguren aus Computerspielen greift in der Realität immer weiter um sich - jedenfalls den Zahlen nach. Neuntklässler in Deutschland spielen heute mehr als zwei Stunden täglich am Computer, an Wochenenden sogar drei Stunden. 2005 waren es an Schultagen noch eineinhalb Stunden.
"Ich hab mir vor ne paar wochen wow gekauft un fand es natürlich VOLL GEIL!!!"
Sein Nickname ist Heahunter. Er hatte erfahren, das World of Warcraft süchtig machen soll und fragt: ist es problematisch, wenn ich etwa 30 Stunden in der Woche "WoW" spiele?. Später korrigiert er seine Angaben. Es sind doch eher 38 Stunden.
Galten früher der Sportverein oder die Freunde als der beliebteste Zeitvertreib für Jugendliche, hat diese Rolle der Computer übernommen. Tausende spielen "WOW", das es seit 2004 als Onlinespiel gibt. Sie spielen im Multiplayer-Modus in Interaktion mit anderen Spielern über das Internet. Spiele, die keine Pause kennen. Sie gehen weiter, auch wenn der Computer aus ist.
"Ich kann einfach nicht mehr anders - ich muß spielen", erklärt Ken. Ken spielt nach eigenen Angaben vier bis sieben Stunden am Tag "WoW". Der 15-jährige Schüler einer Schule im westfälischen Borken kennt seit einem Jahr keine Freunde mehr. Das Handy, welches er zum 14. Geburtstag von seinen Eltern geschenkt bekam, ist seit 5 Monaten stumm.
Der Kriminologe Christian Pfeiffer schätzt die Gesamtzahl der Computerspielabhängigen Jugendlichen wesentlich höher ein, als die Studienergebnisse ergaben. Pfeiffer spricht von 50.000 bis 60.000 deutschlandweit. 15-jährige männliche "World of Warcraft"-Spieler würden im Schnitt täglich 3,9 Stunden mit dem Spiel verbringen. Damit würden sie mehr Zeit in das Spiel als in ihren gesamten Schulunterricht investieren, so Pfeiffer. Es sind vor allem die virtuellen Erfolge und Bekanntschaften, die den »WoW"-Spieler dazu bringen, Stunde um Stunde vor dem Computer zu sitzen. Kopfhörer auf, Außenwelt raus, Schule ende. Willkommen bei "WoW". Das Spiel ist, mit 11,5 Millionen Nutzern, das weltweit Meistverkaufte in diesem Genre. 8,5 Prozent der befragten 15-jährigen "WoW"-Spieler zeigen laut Studie "suchtartiges Verhalten mit Kontrollverlust und Entzugserscheinungen". Es wurden bundesweit 44.610 Jugendliche im Alter von 15 Jahren zu ihrem Umgang mit Computerspielen befragt. Weiterhin behauptet die Studie, dass gegenüber 2005 die Intensität des Spielens sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen stark zugenommen habe.
Aber nicht nur Jugendliche sind diesem Spiel verfallen. Vor einiger Zeit hat sich ein Rechtsanwalt in der Ambulanz gemeldet, nachdem er in der «World of Warcraft" seine Kanzlei "verspielt" hatte. Das Spiel wird zur Sucht, wenn die virtuellen Welten zum Zufluchtsort vor realen Problemen werden. Es ist ein zentraler Reiz der "World of Warcraft", dass sie sich immer weiter dreht, während das wirkliche Leben stehen zu bleiben scheint. Kritiker sehen in "World of Warcraft" virtuelle Schießplätze für Minderjährige und Anleitungen zum Amoklauf für Schüler. Die Spieler selbst betonen den Reiz der virtuellen Fantasiewelt von "WoW" darin, das ihre Spielfigur zu mächtigen Druiden werden, die nachts auf Säbelzahnpanthern reiten und gleißende Blitze auf ihre Feinde schleudern. Kinder und Jugendliche, die tage- und nächtelang vor einem Computer sitzen, Cola trinken, Chips und Pizza essen und von der Furcht gelenkt werden, sie könnten bei "WoW" etwas verpassen.
"WoW ist so spannend, ich kann damit nicht aufhören. Am Wochenende spiele ich bis zu vierzehn Stunden am Tag! Meinen Eltern merken nichts davon. Wenn sie mir drohen, mein Internet zu kappen, sage ich: Das bringt nichts, ich gehen dann zu meinen Freunden. Dabei habe ich seit über einem Jahr keine Freunde mehr", sagt Basti* (15 Jahre).
Wenn ein junger Mensch schon einmal im Teufelskreis von "WoW" gefangen ist, helfen auch die guten Ratschläge von Freunden nicht mehr. Das Kind braucht dann therapeutische Hilfe. "WoW" und andere Spiele können abhängig machen. Es wird Zeit, sie wie andere Suchtmittel zu behandeln. Die Macher von "WoW" verschieben diese moralische Grenze und verdienen gut damit. In einer Erweiterung des Spiels ist in Zukunft ein Foltermodus geplant. FSK ab 12 Jahre.
WoW gehört mit mehr als einer Milliarde Dollar Umsatz jährlich zu einem der lukrativsten Unterhaltungsmedien Wer das "WoW" spielen möchte, muss ein monatliches Entgelt entrichten. Das Monatsabonnement und gold kaufen kostet etwa 13,00 Euro. Bei Bezahlung werden Kreditkarten akzeptiert.